schicksale

Verlust der Eltern, Verlust der Sicherheit

Gerhard wird 1952 in Duisburg geboren. Er ist der Jüngste von 5 Geschwistern. Beide Eltern sind überzeugte Kommunisten. Beide sterben an Krebs, als Gerhard noch zur Schule geht. Die älteste Schwester, als Lehrerin und überzeugte Kommunistin in die DDR gewechselt, wird sein Vormund, ist jedoch mit dieser Aufgabe völlig überfordert. Gerhard erlernt das Zimmermannshandwerk, will zurück in die BRD, versucht Republikflucht, wird gefangen und wandert ins Gefängnis. Er wird ausgetauscht und kommt in den Westen. Hier viele wechselnde Jobs, u. a. als Schiffsjunge, später auf einer schottischen Bohrinsel in der Nordsee. Er wurde überzeugter Haschraucher, Hasch ist für ihn Medizin. Er dealt mit Hasch, kommt dafür wiederholt ins Gefängnis. Der Kontakt zum Verein entsteht über einen Kumpel, der ebenfalls dealt. Schließlich überredet ihn ein V-Mann der Polizei, eine größere Haschmenge zu besorgen. Er wird geschnappt und landet diesmal für 2 ½ Jahre im Gefängnis. Dort besucht ihn seine Betreuerin alle zwei Wochen und wird seine gesetzliche Betreuerin. Wegen Autofahrens ohne Führerschein wird seine Bewährungszeit verlängert. Nur das Eingreifen seiner Betreuerin, ihre Erklärungen und das Vertrauen, das sie bei Staatsanwalt und Richter genießt, bewahren Gerhard vor erneuter Gefängnisstrafe. Der Versuch, ein Gebrauchtmöbelgeschäft zu eröffnen, scheitert; wahrscheinlich wurde er von einem „Freund“ betrogen.

Inzwischen hat er wieder eine Lebensgefährtin: Ingeborg arbeitete in Mannheim als Bordellmutter, ließ sich später zur Krankenpflegerin ausbilden. Sie kann den Beruf allerdings nicht ausüben, da sie an ihren Händen behindert ist. Zusammen versuchen die beiden ab und zu auf Flohmärkten Geld zu verdienen.

Der Hang zum Drogenhandel blieb: Gerhard wird wieder erwischt und muss dieses Mal für 5 Jahre einsitzen. Seine Betreuerin von OBDACH e.V. besucht ihn treu und hält den Kontakt aufrecht für „sein Leben danach“.

Trotz allem Chaos in Gerhards Leben schildert die Betreuerin ihn als fleißig, hilfsbereit und zuverlässig. Als wir 2004 wegen der Grundsanierung der Elektroinstallation in der Rohrbacher Straße alle Zimmer evakuieren mussten, war er der einzige, der immer zur Stelle war, mithalf und Verantwortung übernahm!

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